Gestern Abend zeigte Stern TV einen Beitrag zur Schweinehaltung. Im Beitrag sind Tierschutzverstöße zu sehen, aber auch falsche Aussagen sind enthalten. Daher haben wir eine Stellungnahme verfasst.
- Verstöße gegen geltende Gesetze sind nicht hinnehmbar. Dazu zählt u.a. die hier gezeigte Form der Nottötung von Saugferkeln. Nottötungen sind jedoch manchmal erforderlich, z.B. wenn Tiere verletzt oder schwer erkrankt sind. Diese müssen dann aber tierschutzgerecht mit Betäubung erfolgen. Genauso ist aber auch der Hausfriedensbruch der selbsternannten Tierschützer eine Straftat und muss geahndet werden.
- Die Behauptung, dass Sauen 44 % ihres Lebens in Kastenständen oder Ferkelschutzkörben eingesperrt werden ist falsch. Pro Zyklus sind es zwar etwa 40 % (etwa 4 Wochen in der Abferkelbucht und etwa 4,5 Wochen im Deckstall). Die restliche Zeit können sich die Sauen frei bewegen. Das Jahr vor der ersten Abferkelung verbringen die Sauen ohne Fixierung. Daher ist die obige Aussage falsch. Die Einzelhaltung wird betrieben, um das Verletzungsrisiko der Sauen zu reduzieren, eine erfolgreiche Einnistung der Embryonen zu gewährleisten und damit die Sauen die eigenen Ferkel nicht erdrücken. Die kurzzeitige Fixierung der Sau dient den Ferkeln zum Schutz. (Nähere Infos zur Einzelhaltung finden sie hier: https://massentierhaltung-aufgedeckt.de/index.php/aktuelles/142-kastenstand-urteil, https://massentierhaltung-aufgedeckt.de/index.php/tierhaltung/schweinehaltung). Leider wurden die Vorteile der kurzfristigen Fixierung im Beitrag nicht erwähnt.
- Die vermeintlich zu engen Kastenstände sind nach aktuellem Recht zulässig. Das Urteil ist vor etwa einem halben Jahr gefällt worden und bezieht sich zunächst nur auf einen Betrieb. Eine bundesweite Umsetzung gibt es bisher noch nicht, hätte aber gewaltige strukturelle Brüche zur Folge, sodass kleine Betriebe vermutlich ausscheiden würden. Nähere Infos dazu finden Sie hier: https://massentierhaltung-aufgedeckt.de/index.php/aktuelles/142-kastenstand-urteil.
- Es ist wie beim Menschen auch beim Schwein möglich, Geburten einzuleiten. Nur weil ein Präparat im Stall vorhanden ist, heißt das nicht, dass alle Geburten vom Menschen eingeleitet werden. Vor allem ist der Vorwurf kurios, wenn die Aufnahmen in der Nacht entstanden sind und es angeblich keine Geburtsüberwachung gab. Wenn man Geburten einleitet, dann ja wohl so, dass die Abferkelung tagsüber stattfindet, denn jeder Landwirt ist an gesunden und vitalen Ferkeln interessiert.
- Bei der Betriebsgröße von 2400 Sauen ist es jedoch eher üblich, dass auch nachts eine Geburtsüberwachung stattfindet. Trotzdem ist es utopisch, dass man jede Geburt überwachen kann, auch wenn man als Betrieb alles dafür tut.
- Der Verbraucher will kleine Betriebe, eine effektive 24 Stunden Geburtsüberwachung ist aber im Familienbetrieb ohne Fremdarbeitskräfte utopisch.
- Leider passiert es aber, genauso wie auch in der freien Natur, dass nicht alle Ferkel überleben können. Die Überlebensrate ist im Stall jedoch sehr viel höher. Trotzdem ist es immer traurig, wenn vereinzelt Ferkel verenden, da sie zum Beispiel in der Eihülle gefangen sind.
- Problematisch wird es, wenn selbsternannte Tierschützer dies aber lieber filmen, statt zu helfen. Hier waren die kommerziellen Ziele wohl wichtiger, als das Tier zu retten. Dieses Phänomen ist beim Deutschen Tierschutzbüro ja mittlerweile schon bekannt. Außerdem sollten die Tierschützer sich fragen, ob sie durch ihr eindringen nicht erst Recht unnötigen Stress in den Stall gebracht haben.
- Wenn es den Aktivisten wirklich um Tierschutz ginge, hätte man nicht 5 Monate lang filmen müssen, sondern man hätte sofort einschreiten müssen. Anscheinend sind die kommerziellen Interessen beim Deutschen Tierschutzbüro aber größer. Dazu passt das Motto des Deutschen Tierschutzbüros doch perfekt: „Wir kämpfen für Tierrechte und gegen Massentierhaltung – Wir sind da, wenn Tiere uns brauchen!“ …. oder auch nicht.
- Leider war bei der anschließenden Diskussion kein Vertreter der Landwirtschaft dabei, sodass man von einer sehr einseitigen Berichterstattung sprechen kann.