Die erste Station ist das Deckzentrum, in dem die Sau besamt wird. Die Besamung erfolgt künstlich mit Sperma vom Eber. Während der Besamung läuft ein Eber vor der Sau und stimuliert sie. Drei Wochen nach der Belegung kann man mithilfe eines Ultraschallgerätes erkennen, ob die Sau tragend ist. Ist dies der Fall, stallt der Landwirt die Sau zusammen mit anderen tragenden Sauen in den sogenannten Wartestall.
In der zweiten Station, dem Wartestall, lebt die Sau in einer Gruppe mit anderen Sauen bis ihr voraussichtlicher Abferkeltermin ansteht. Eine Sau ferkelt in der Regel 3 Monate, 3 Wochen und 3 Tage nach dem Besamen. Kurz bevor die Geburt der Ferkel (Abferkeln) ansteht, wird die Sau in eine Abferkelbucht mit Ferkelschutzkorb gestallt.
In dieser dritten Station im Zyklus einer Sau gebärt sie etwa 12 – 14 Ferkel. Mit ihren neugeborenen Ferkeln lebt sie 4 Wochen zusammen. In dieser Zeit nehmen die Ferkel lebenswichtige Schutzstoffe durch die Sauenmilch auf und bekommen bestimmte Verhaltensweisen, wie z.B. die Aufnahme von festem Futter, beigebracht. Nach dieser Zeit trennen sich die Wege der Sau und den Ferkeln. Die Ferkel werden in einen Aufzuchtstall gestallt und die Sau beginnt wieder an ihrer ersten Station, dem Deckzentrum.
Ein Kompromiss:
Das zeitweise Fixieren der Sau schützt das Leben der Ferkel und der Schweinehalter.
Eine Sau wiegt zwischen 200 und 300 kg. Man kann sich leicht vorstellen, dass kleine Ferkel kaum eine Chance haben sich in Sicherheit zu bringen, wenn die Mutter sich zu schnell hinlegt bzw. fallen lässt. Der Ferkelschutzkorb in dem die Sau für die Geburt- und Säugezeit fixiert ist, soll vor diesen Erdrückungsverlusten schützen.
Viele Sauenhalter stellen daher die Bedeutung der Leben der Ferkel über die größere Bewegungsfreiheit der Sau - Ein Kompromiss.
Um die Bewegungsfreiheit der Sau in dieser Zeit etwas zu erweitern wurden in den vergangenen Jahren einige Alternativsysteme untersucht. Die Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass diese Systeme zu höheren Ferkelverlusten führen. Neueste Untersuchungen zeigen dass es möglich ist, die Sauen nur in der ersten Woche der Säugezeit zu fixieren und danach den Ferkelschutzkorb zu öffnen. Um die Verluste, gerade in der ersten Säugewoche gering zu halten, ist der Ferkelschutzkorb aber weiterhin das Mittel der Wahl.
Nach drei bis vier Wochen Säugezeit kommt die Sau in den Deckstall, in dem sie noch kurz fixiert ist und nach ca. einer Woche besamt wird. Im Anschluss läuft sie frei, in einer Gruppe mit anderen Sauen bis Sie nach 115 Tagen ferkeln kann. Zusätzlich dient die Fixierung in der Säugephase und bei der Besamung dem Arbeitsschutz.
Gut zu wissen:
Auch in der Gruppenhaltung gibt es Systeme mit Kastenständen, welche jedoch frei zugänglich für die Sauen sind und welche sie selbstständig wieder verlassen können. Der Kastenstand bietet hier eine Schutzfunktion, welche die Sau vor anderen Sauen schützt und diese so ihre Ruhe hat. Auf dem Bild sieht man deutlich, dass die Sauen, obwohl sie sich frei bewegen könnten gerne in den Abtrennungen bzw. nah zusammen liegen. Sie möchten dann einfach ihre Ruhe haben.
Quellen:
HESSE, D.: Wellness im Abferkelstall -Abferkelsysteme und ihre Vor- und Nachteile .http://www.eurotier.com/fileadmin/downloads/2012/ForumSchwein/Hesse_Abferkelsysteme.pdf#page=7&zoom=auto,121,-13 (Zugriff am 30.07.2014)
MAYER, C., HILLMANN, E., SCHRADER, L. (2006): Verhalten, Haltung, Bewertung von Haltungssystemen, http://literatur.vti.bund.de/digbib_extern/bitv/dk037183.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
SUS (2014): Bewegungsbucht: Korb nach 7 Tagen öffnen SUS 4/2014 Schweinezucht und Schweinemast
Mit ca. 7 kg werden Ferkel von der Sau abgesetzt und in den Ferkelaufzuchtstall gestallt.
Nach 28 Tagen im Abferkelstall, wo Sauenmilch die bevorzugte Nahrung war, gewöhnen sich die Ferkel in ihrem neuen Zuhause an feste Nahrung. Diese besteht aus für das Ferkel sehr gut verdaulichen Produkten. Um den Übergang von flüssiger Sauenmilch zu festem Futter möglichst schonend zu gestalten, wird den Ferkeln im Abferkelstall parallel zur Milch schon feste Nahrung angeboten.
Der Ferkelaufzuchtstall ist genau auf die Bedürfnisse von Ferkeln zwischen 6 und 30 kg angepasst.
Die Gruppengröße in einer Bucht liegt zwischen 30 und 60 Tieren. Eine Heizung sorgt dafür, dass der Stall für kleine Ferkel nach dem Absetzen auf 31°C aufgeheizt wird. Wobei die Temperatur bis zum Ende der Ferkelaufzucht auf ca. 26°C gesenkt wird. Dies liegt daran, dass der Wärmebedarf von schwereren Tieren nicht so hoch ist. Ferkel fühlen sich auf einem Kunststoffboden am wohlsten, dieser ist weicher und wärmer als Betonboden (der z.B. in einem Maststall Standard ist).
In der Ferkelaufzucht, die bei ca. 7 kg beginnt und bei 25 kg endet, werden die Ferkel jeden Tag ca. 450 g schwerer und nehmen dafür ca. 900 g Futter auf.
Nach der Ferkelaufzucht werden Ferkel in einen Maststall gestallt.
Das Kupieren der Schwänze ist aktiver Tierschutz.
Wird auf das Kupieren der Schwänze verzichtet, ist die Gefahr groß, dass sich die Schweine gegenseitig die Schwänze anknabbern. Das hört sich erst einmal nicht schlimm an. Mit dem Wissen, dass Schweine von Natur aus Fleischfresser sind und es gar nicht merken, wenn in ihren Schwanz gebissen wird, da sich im letzten Drittel der Schwänze kaum Nerven befinden, verändert sich die Lage. Denn wenn Schweine erst einmal „Blut geleckt“ haben, entstehen schwere Wunden an den Hinterteilen der Schweine, welche unter anderem Eintrittsmöglichkeiten für Krankheitserreger darstellen.
Um die Tiere vor diesen Problemen zu schützen wird der Schwanz um ein Drittel gekürzt. So merken es die Schweine gleich, wenn sie gebissen werden und können sich von beißenden Tieren entfernen. Auch Studien belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein gekürzter Schwanz angebissen wird ca. 3-mal geringer ist als beim ungekürzten Schwanz. Biobetriebe verzichten auf das Kürzen der Schwänze. Dies geht jedoch einher mit mehr angebissenen Schwänzen als in den konventionellen Betrieben.
Schwanzbeißen ist ein komplexes, multifaktorielles Problem, das auch sorgfältige Prüfung und Bewertung der Umwelt, Management, Futter, Besatzdichte und Haltungspraktiken erforderlich macht. Alle diese Faktoren sind zu ermitteln bevor auf das Kupieren der Schwanzspitze verzichtet werden kann. Dazu laufen aktuell zahlreiche Forschungsprojekte.
Eberfleisch kann unangenehm riechen.
Der Geruch wird durch die Hormonproduktion in den Hoden ausgelöst. Da jeder von uns gerne gutes, genusstaugliches Fleisch essen möchte ist es notwendig die männlichen Ferkel zu kastrieren. Soviel vorweg: Zur Zeit wird den Ferkeln vor der Kastration ein Schmerzmittel gegeben. Die betäubungslose Kastration fällt bis zum Jahr 2019 weg. Bis dahin müssen die Alternativen, an denen bereits geforscht wird praxistauglich sein.
Mögliche Alternativen könnten sein:
Quellen:
HUNTER, E.J., JONES, T.A., GUISE, H.J., PENNY, R. H. C., HOSTE, S. (1999): Tail biting in pigs: the prevalence at six UK abattoirs and the relationship of tail biting with docking, sex and other carcass damage. Pig Journal 43
SCHNEIDER, Y. (2013): Einflussfaktoren auf das Schwanzbeißen bei Mastschweinen unter verschiedenen Umweltbedingungen. Dissertation, Freie Universität Berlin
BAUMGARTNER, J. (2008) Die Kastration männlicher Ferkel - Methoden und Bewertung. http://www.raumberg-gumpenstein.at/cm4/de/forschung/publikationen/downloadsveranstaltungen/finish/312-nutztierschutztagung-2008/2689-die-kastration-maennlicher-ferkel-methoden-und-bewertung.html. (Zugriff am 30.07.2014)
AID: Ersatzmethoden zur Ferkelkastration. https://www.aid.de/landwirtschaft/schweine_ersatzmethoden.php. (Zugriff am 30.07.2014)
AID: Ferkelkastration. https://www.aid.de/landwirtschaft/schweine_ferkelkastration.php. (Zugriff am 30.07.2014)
Mit ca. 25-30 kg werden die Ferkel vom Ferkelstall in den Maststall umgestallt, welcher sich durch die hohe Spezialisierung oftmals auf einem anderen Betrieb als der Sauen- und Ferkelstall befindet. Die Schweine werden auch hier in Gruppen gehalten. Die Gruppengröße kann zwischen 10 - 50 oder mehr Tieren variieren.
Futter und Wasser steht ihnen hier zur freien Verfügung. Die Schweine bleiben bis sie ihr Endgewicht von ca. 120 kg erreicht haben, was bei ca. 800 g durchschnittlichen Tageszunahmen eine Mastdauer von durchschnittlich 119 Tagen bedeutet.
Im Anschluss werden die Schweine in den meisten Fällen zu einem nahegelegenen Schlachthof transportiert, wo sie dann geschlachtet und weiterverarbeitet werden können.
Die Ansprüche an das Fleisch haben sich im Laufe der Zeit geändert, so dass der Verbraucher nun mageres, zartes Fleisch nachfragt. So wurde die Zucht dahingehend verfolgt, dass seit Ende der 50er Jahre längere, dünnere Schweine mit einem zusätzlichen Rippenpaar und großem Schinken gezüchtet wurden.
Auf jeden Fall!
Die Schweine haben jederzeit Zugang zu frischem Wasser.
In jeder Schweinebucht befinden sich Tränken, die auf die Größe der Tiere angepasst in verschiedenen Höhen angebracht sind. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass sich bis zu 12 Schweine eine Tränke teilen. So hat jedes Tier die Möglichkeit uneingeschränkt genügend sauberes Wasser aufzunehmen. Ergänzend dazu befinden sich in vielen Futtertrögen zusätzliche Tränkenippel, so dass die Tiere selbst entscheiden können, ob sie z.B. ihr Futter einweichen wollen oder nicht. Der Landwirt kontrolliert regelmäßig die Funktion der Tränken und sorgt z.B. durch eine Desinfektion für eine gute Tränkwasserqualität.
Den schönen Bildern von wühlenden Schweinen an der frischen Luft, stehen Risiken für die Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit gegenüber. So schön das Bild von wühlenden Schweinen auch ist, der Befall mit Parasiten und die Übertragung von Krankheiten und Seuchen stellen echte Probleme für die Freilandhaltung dar. Das können Würmer im Magen-Darm-Trakt oder auch Milben auf der Haut der Schweine sein. Draußen kann der Kontakt zu Wildtieren, wie Ratten und indirekt oder direkt zu Wildschweinen nicht zu 100% verhindert werden, so dass sich Seuchen schnell über ganze Landstriche ausbreiten könnten. Im umzäunten geschlossenen Stall haben Tierhalter die genannten Punkte deutlich besser in den Griff.
Hinzu kommt, dass in der Freilandhaltung das Gehege nach spätestens zwei Wochen von den Schweinen naturgemäß vollständig umgegraben wird. Wo einmal Gras oder andere Pflanzen wuchsen gibt es dann keine Vegetation mehr. Die von den Schweinen ausgeschiedenen Nährstoffe können nicht mehr aufgenommen werden und werden durch Regen ausgewaschen. Eine potentielle Gefahr für die Reinheit des Grundwassers. In der Stallhaltung hingegen werden die Ausscheidungen der Tiere im Keller gesammelt. Sie lassen sich später für die bedarfsgerechte Düngung der Pflanzen auf den Feldern nutzen. So werden Stickstoffauswaschungen und Einträge in das Grundwasser minimiert.
Sie sehen, die Schweinehaltung in Ställen hat auch einige entscheidende Vorteile für Tier und Umwelt.
"Stroh ja, aber bitte nicht als Einstreu."
wird Ihnen jeder konventionelle Schweinehalter sagen. Den Tierhaltern ist es nämlich wichtig, dass ihre Tiere gesund sind und sich wohl fühlen. Stroh hat die Eigenschaft, dass sich darin Pilze (Fusarien) und Parasiten (Fliegen, Würmer) ansiedeln können, die das Krankheitsrisiko der Tiere deutlich erhöhen. Zudem würde sich die Staubentwicklung durch die Stroheinstreu deutlich erhöhen. Gegen geringe Mengen an Stroh als Beschäftigungsmaterial haben viele Schweinehalter nichts einzuwenden.
Das Bewegungsmuster von Mastschweinen wird nicht durch den Bodentyp beeinflusst. Eine Studie der Newcastle Universität konnte keinen positiven Effekt bei der Haltung auf Stroh gegenüber der Haltung auf Spaltenboden auf das Bewegungsmuster belegen. Demnach habe der Spaltenboden, z.B. keinen Einfluss auf Lahmheiten bei den Mastschweinen.
Gut zu wissen: Der Spaltenboden hat einige entscheidende Vorteile. Die Ausscheidungen der Schweine werden nach unten in den Güllekeller durchgetreten. Somit wird der Lagerbereich der Gülle vom Aufenthaltsbereich der Tiere getrennt und die Schweine können so sauber und trocken liegen. Die Schlitzbreite ist nach Größe bzw. Gewicht der Tiere gesetzlich vorgeschrieben und so gewählt, dass die Tiere nicht mit Klauen oder anderen Körperteilen hängen bleiben können. Gerade an warmen Tagen sorgt der Spaltenboden für eine ausreichende Wärmeabfuhr, während die Strohmatte dann eine isolierende Wirkung hat.
Ja, kann man.
Damit gute Luft im Stall herrscht, ist in jedem Stall eine Lüftung eingebaut. Diese sorgt für einen ständigen Luftaustausch im Stall, so dass die Tiere mit Frischluft versorgt werden. Der Landwirt selbst verbringt jeden Tag viel Zeit im Stall. Es ist also auch in seinem Interesse seinen Arbeitsplatz möglichst angenehm und somit gut belüftet zu gestalten.
Eine gut funktionierende Lüftung hat zudem einen sehr großen Einfluss auf das Wohlbefinden der Schweine. So ist dann z.B. weniger Staub in der Luft und Zugluft wird vermieden. Das Zusammenwirken der vielen Faktoren ist ziemlich komplex. Darum übernimmt ein Computer die Steuerung. Dieser errechnet die erforderliche Luftmenge und sorgt für die Einhaltung des Temperaturverlaufs je nach Alter der Tiere. Dies hat noch einen weiteren Vorteil: Die Steuerung ist mit einer Alarmanlage verbunden, welche den Landwirt bei einer Störung umgehend informiert.
Der Eindruck täuscht.
Wer die illegal erstellten Bilder von Tierschützern im Fernsehen sieht, bekommt den Eindruck in den Ställen gebe es keine Fenster und auch kein Licht. Für den, der die Bilder aus den Reportagen kritisch hinterfragt, ist es nur logisch, dass in den Ställen kein Licht brennt. Die Aufnahmen entstehen schließlich nachts
Denn zum einen ist gesetzlich vorgeschrieben, dass die Tiere im Schweinestall mindestens acht Stunden lang 80 Lux zur Verfügung haben. Zum anderen ist bei Neubauten 2006 eine lichtdurchlässige Fläche von min. 3 % der Grundfläche erforderlich. Die Schweine bekommen also den Tag-Nachtrhythmus mit. Damit die Tiere sich auch nachts zurecht finden ist in jedem Stall ein Orientierungslicht vorhanden.
Gut zu wissen: Schweine sind tagaktiv, aber auch optional dämmerungs-/nachtaktiv. Bis zu einer Beleuchtungsstärke von 12 Lux können Schweine sehr gut sehen.
Quellen:
TierSchNutztV §26 (1) 2.. http://www.gesetze-im-internet.de/tierschnutztv/. (Zugriff am 05.07.2014)
AHO (2003): Sauenfreilandhaltung: Wunschdenken und Realität, http://www.animal-health-online.de/gross/2003/08/29/sauenfreilandhaltung-wunschdenken-und-realitaet/5964/. (Zugriff am 30.07.2014)
PFEILER, U. (1999:) Ergebnisse von Untersuchungen zur Bodenbelastung bei der Freilandhaltung von Schweinen. Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin
EMMERT, D. (2002): Entwicklungstendenzen in der Nutztierhaltung In: METHLING,W., UNSHELM,J. (Hrsg.), Umwelt- und tiergerechte Haltung von Nutz-, Heim- und Begleittieren, Blackwell Wissenschafts-Verlag Berlin, S. 264
FRANKE, W. (2009): Untersuchungen zu Verbesserung der Tiergerechtheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit von Bau- und Ausrüstungslösungen für Schweine, http://www.landwirtschaft-mv.de/cms2/LFA_prod/LFA/content/de/Fachinformationen/Tierproduktion/Schweineproduktion/FoBericht_Franke/Fo_bericht_Franke.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
PLONAIT, H. (2004): Einfluss der Haltungsbedingungen auf das Krankheitsgeschehen In: WALDMANN,K.-H.; WENDT, M. (Hrsg.), Lehrbuch Schweinekrankheiten, 4. Auflage Stuttgart, S. 25
STRAVRAKAKIS, S., GUY, J. H., WARLOW, O. M. E., JOHNSON, G. R., EDWARDS, S. A. (2014): Longitudinal gait development and variability of growing pigs reared on three different floor types. Animal, 8: 338-346.
NOWAK, D. (2012:) Atemwegserkrankungen in der Landwirtschaft Vorkommen - Mechanismen - Perspektiven In: GOTTWALD, F.-T.; NOWAK, D. Nutztierhaltung und Gesundheit - Neue Chancen für die Landwirtschaft, Tierhaltung Band 29. S.23
MAYER, C., HILLMANN, E., SCHRADER, L. (2006): Verhalten, Haltung, Bewertung von Haltungssystemen, http://literatur.vti.bund.de/digbib_extern/bitv/dk037183.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
TierSchNutztV. §26 3.(2): http://www.gesetze-im-internet.de/tierschnutztv/. (Zugriff am 05.02.2014)
Wer denkt es sei klar, dass ein Schwein nur der Fleischproduktion dient, der wird sich wundern in welchen Produkten ein Schwein mitwirken kann und wozu vermeintliche Abfallprodukte gebraucht werden können. Auch Veganer werden es an spätestens dieser Stelle schwer haben konsequent auf tierische Produkte zu verzichten.
Folgende Situation:
Man quält sich aus dem Bett. Die ersten Schritte führen ins Bad. Erst einmal Waschen, Duschen, anschließend die Zähne putzen. Frühstückt. Das Auto starten. Losfahren. Warten bis der Zug vorüber fährt. Arbeiten. Schnell nachhause und die Wäsche waschen. Renovieren angesagt - Wand streichen, Blumen düngen. Ins Bett fallen. Auf den neuen Tag warten
Man fragt sich: "Wo genau kam die Person mit Produkten aus Schweinen in Kontakt?"
Unter anderem kann aus Organen von Schweinen auch Heparin und Insulin hergestellt werde, Knochenkleber hält Streichholzspitzen zusammen, Schweineherzen können Menschenleben retten und auch bei der Herstellung von Elektronikbauteilen und Patronen sind Schweinebestandteile zur Erleichterung des Prozesses notwendig.
Gut zu wissen: Der Nutzen des Schweins hört nicht beim Fleisch auf, sondern hat weitreichende Einflüsse in unserem täglichen Leben. Komplett auf tierische Produkte zu verzichten ist daher nicht so einfach wie es oft suggeriert wird.
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass wenn überhaupt nur verschwindend geringe Rückstände von Antibiotika in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vorhanden sind.
Viele Medikamente sind mit einer Wartezeit belegt, denn Sie bauen sich unterschiedlich schnell im Körper des Schweins ab. So ist sichergestellt, dass keine Rückstände von Antibiotika oder anderen Medikamenten im Fleisch mehr zu finden sind. Durch stetige Kontrollen wird dafür gesorgt, dass ein Eintrag in die Lebensmittelkette praktisch ausgeschlossen werden kann. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland risikoorientiert fast 600.000 Untersuchungen an Proben von Tieren oder tierischen Erzeugnissen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der Kontrolle von Antibiotikarückständen in Schweinefleisch lediglich fünf Tiere leicht erhöhte Werte zeigten, das sind 0,05 Prozent aller kontrollierten Tiere. Die Tendenz hierbei ist zudem seit Jahren fallend. Das heißt: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass praktisch keinerlei Rückstände von Antibiotika in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vorhanden sind.
Gut zu wissen: Das Bundesinstitut für Risikiobewertung erklärt hierzu: Bei einer bestimmungsgemäßen Anwendung von Antibiotika in der Tierproduktion sind in den Lebensmitteln nach Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeiten keine gesundheitlich bedenklichen Rückstände der Antibiotika vorhanden. Aufgrund der strengen Regelungen und Kontrollen ist das gesundheitliche Risiko von Verbrauchern durch den Verzehr von Lebensmitteln im Hinblick auf Antibiotikarückstände gering.
Quellen:
MEINDERTSMA (2007): PIG 05049. 4th Edition ISBN 978-90-812413-1-1
BfR (2013): Fragen und Antworten zu den Auswirkungen des Antibiotika-Einsatzes in der Tierproduktion. http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_den_auswirkungen_des_antibiotika_einsatzes_in_der_tierproduktion-128153.html. (Zugriff am 09.09.2014)
FNL (2012): Gesunde Tiere für gesunde Lebensmittel. http://fnl.de/daten-fakten/greenfacts/einzelansicht/view/gesunde-tiere-fuer-gesunde-lebensmittel.html?L=yvmpjrdeic&cHash=992e75204f6171cda8d548f108eb8763. (Zugriff am 03.07.2014)
AHO (2003): Geringe Antibiotikaspuren in der Nahrung ohne Effekt. http://www.animal-health-online.de/gross/2003/03/28/geringe-antibiotikaspuren-in-der-nahrung-ohne-effe/5485/. (Zugriff am 09.11.2014)
Nein, es gibt keine überzähligen Ferkeln.
Es ist das ureigenste Bestreben aller Ferkelerzeuger, möglichst viele der Ferkel aufzuziehen – aus Tierschutz- und auch aus ökonomischen Gründen.
Die Entwicklungen in der Zucht machen es möglich, dass eine Sau mittlerweile bis zu 22 Ferkel pro Wurf lebend gebären kann. Das freut die Sauenhalter auf der einen Seite und stellt sie vor die Herausforderung, möglichst alle Ferkel aufzuziehen. Um das zu schaffen, gibt es viele Möglichkeiten:
Wurfausgleich
Hat eine Sau mehr Ferkel geboren als sie aufziehen kann, werden einige der Ferkel zu einer anderen Sau gesetzt, die weniger Ferkel geboren hat. Das ist möglich, weil die Sauen in Gruppen in einem gleichen Zeitraum von wenigen Tagen gemeinsam abferkeln.
Ammensauen
Ammensauen sind Sauen aus der vorhergehenden Abferkelgruppe, deren Ferkel bereits abgesetzt wurden. Diese Sauen geben weiterhin Milch. Die stärksten neu geborenen Ferkel von einer Sau, die viele Ferkel geboren hat, können an eine Ammensau gesetzt werden.
Technische Ammen
Neben dem Einsatz von Ammensauen gibt es die Möglichkeit künstliche Ferkelammen einzusetzen. Diese technischen Geräte versorgen die Ferkel mit Milchaustauscher bzw. Breifutter.
Gut zu wissen: Viele Betriebsleiter schaffen es, den Anteil an Ferkelverlusten konstant halten, obwohl mehr Ferkel geboren und abgesetzt werden. Dies hängt zum großen Teil von den Managementfähigkeiten des Tierhalters ab.
Das Management entscheidet über das Tierwohl.
Durch die Modernisierung und Automatisierung in der Tierhaltung ist es dem Landwirt möglich geworden, immer weniger Zeit für aufwendige Handarbeiten, wie zum Beispiel das Ausmisten oder die Fütterung per Hand aufzuwenden. Die eingesparte Zeit nutzt er zum großen Teil für eine intensivere Tierkontrolle. Das kommt den Tieren spürbar zu Gute, so sind die Verluste in der Schweinehaltung stark gesunken.
Weil die Tiere früher in kleineren Ställen gehalten wurden, heißt das nicht, dass es ihnen auch besser ging. Oft waren es kleinere Ställe, die nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprachen und somit eine höhere Belastung der Tiere darstellten. Keine Fenster, keine automatische Fütterung. Nach und nach reduzierte sich die Anzahl dieser Betriebe. Landwirte investierten in hellere und modernere neue Ställe, in denen Schweine in größeren Einheiten gehalten werden. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schweinehalter stieg dadurch enorm.
Gerade durch diese größeren Strukturen lassen sich Maßnahmen zur tiergerechteren Gestaltung der Haltung und zur besseren Tierkontrolle erst umsetzen.
Insgesamt lässt sich keine Verschlechterung der Tiergesundheit im Vergleich zu kleinen Betrieben feststellen. Die Haltung unterscheidet sich schließlich in keinster Weise.
Unabhängige Studien belege zudem, dass eine Leistungssteigerung der Tiere nicht zwangsweise zu eine Verschlechterung der Tiergesundheit führen muss. Die Entwicklung in der Mastschweinehaltung zeigt beispielsweise einen stetigen Rückgang der Verluste aber gleichzeitig einen deutlichen Anstieg der Tageszunahmen.
Nach § 1 Satz 2 des Tierschutzgesetzes ist es die Aufgabe der Tierhalter, Schmerzen, Leiden und Schäden an den Tieren zu vermeiden. Grundsätzlich gilt, dass Tiere nur getötet werden dürfen, wenn ein vernünftiger Grund vorliegt. Ein vernünftiger Grund ist z.B. wenn eine unheilbare Krankheit (bei Ferkeln zählen hierzu: "starke Abmagerung trotz intensiver Betreuung, bei Neugeborenen auch Untertemperatur, Festliegen, Kreislaufversagen und fehlender Saugreflex") oder wenn eine lebensbedrohliche Anomalie sowie ein erfolglos behandeltes Spreizen der Hinterbeine vorliegt.
Wirtschaftliche Aspekte wären kein vernünftiger Grund und auch ist die Nottötung immer eine Einzelfallentscheidung, die der Tierhalter zu treffen hat
Gut zu wissen: Das Thema "Tötung überzählige Ferkel" kam in den letzten Wochen des Öfteren zur Sprache. Für Landwirte ist dies jedoch in keinster Weise nachvollziehbar, weil der Sauenhalter schließlich an den Ferkeln sein Geld verdient und versucht jedes Ferkel groß zu bekommen.
Quellen:
BRANDT, H. (2013): Wunsch und Wirklichkeit - Züchterische Optimierung von Resistenzen, Grundfutterverwertung und gleichmäßigen Würfen. http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Veranstaltungen/Fachtage/Fachtag_Schweine_2013/131126_BOELW_OEkoschweinezuchttagung_Prof_Brand__Wuensche.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
AHO (2014): Das Management entscheidet über das Tierwohl. http://www.animal-health-online.de/gross/2014/06/07/schweinepraxis-das-management-entscheidet-uber-das-tierwohl/27824/. (Zugriff am 30.07.2014)
KECKL (2012): Die Massentierhaltung führt zu immer höheren Tierzahlen, Auszug aus EU.L.E.N-SPIEGEL Nr. 4-6/2012
KLUTHE. S. (2013): Untersuchungen zur Biosicherheit in ausgewählten Schweinebetriebe in einem Landkreis in Nordrhein-Westfalen zur Erarbeitung von risikoorientierten Beratungs-und Überwachungsstrategien. Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover
TÖLLE (2007): Einflussmöglichkeiten auf Leistungsparameter in der Ferkelerzeugung, Fachtagung 2007/2008, Deutsche Vilomix
TVT (2014): Stellungnahme zur Nottötung von Saugferkeln (bis 5kg KGW). http://www.tierschutz-tvt.de/50.html?&eID=tx_rtgfiles_download&tx_rtgfiles_plei1%5Buid%5D=224. (Zugriff am 25.08.2014)
Tierschutzgesetz: http://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html, Letzte Änderung: 28. Juli 2014. (Zugriff am 05.08.2014)
Nein, das tun wir mit Sicherheit nicht.
Kranke Tiere müssen behandelt werden, das ist aktiver Tierschutz. Der Einsatz von Medikamenten ist übrigens streng geregelt und sehr genau zu dokumentieren. Der zuständige Tierarzt muss zunächst eine Diagnose stellen und ein Rezept für die entsprechenden Medikamente ausstellen, mit dem kranke oder verletzte Tiere behandelt werden dürfen. Seit dem Jahr 2014 müssen alle Schweinehalter in Deutschland ihren Antibiotikaeinsatz in eine eigens dafür entwickelte Datenbank melden. Die Daten werden ausgewertet und den Behörden und Landwirten zur Verfügung gestellt. Landwirte, die im Vergleich zu ihren Berufskollegen viele Medikamente einsetzen werden gezielt beraten. Auch über das QS-System wird der Medikamenteneinsatz in den Schweineställen dokumentiert und überwacht.
Der Einsatz von Antibiotika ist für den Landwirt ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Allein die hohen Kosten rechtfertigen einen übermäßigen, verschwenderischen Einsatz von Medikamenten nicht. Es ist sowohl aus der Sicht des Tierschutzes als auch der Wirtschaftslichkeit sinnvoll, gezielt kranke Tiere zu behandeln.
Eine Behauptung, die immer wieder in diesem Zusammenhang aufgestellt wird: Medikamente werden als Leistungsförderer eingesetzt. Diese Einsatzvariante ist seit langem verboten!!
Gut zu wissen: Mit Blick auf den europaweiten Antibiotikaverbrauch in der Schweinehaltung befindet sich Deutschland im Mittelfeld. Und der Antibiotikaeinsatz ist rückläufig. Im Zeitraum 2006-2010 wurde z.B. der Einsatz von Amoxicillin um 36 %, der von Tylosin um 50 % und der von Sulfonamide sogar um 75 % gesenkt.
Nein, wir haben nichts zu verbergen.
Strenge Hygieneanforderungen, wie die Schweinehaltungshygieneverordnung, sind Ursache dafür, dass der Eindruck von "abgeschotteten" Betrieben entsteht. Diese dient jedoch einem wesentlichen Zweck: Einer Minimierung der Seuchen- und Krankheitsgefahr. So muss an jedem Stall ein Schild mit der Aufschrift "Schweinebestand - für Unbefugte Betreten verboten" stehen. Zudem dürfen die Schweine keinen Kontakt zu Wildschweinen bekommen und es muss sichergestellt werden, dass der Stall nur mit Einwegkleidung oder betriebseigener Schutzkleidung zu betreten ist, die beim Verlassen abgelegt wird. Etwas größere Betriebe müssen zusätzlich für eine Umzäunung ihrer Ställe sorgen. Auch hat der Tierhalter sicherzustellen, dass unbefugte Personen vom Betriebsgelände ferngehalten werden. Durch all diese Maßnahmen schützt der Landwirt seine Tiere vor Krankheiten und Seuchen.
Gut zu wissen: Die Benutzung der Hygieneschleuse ist verpflichtend. Tierrechtler setzen sich immer wieder über die SchweinehaltungshygieneVO hinweg und dringen unbefugt in Stallungen ein. Hiermit fördern sie die Verbreitung von Krankheitserregern und Seuchen und können so einen ganzen Tierbestand infizieren.
In freier Natur verbringen Schweine einen Großteil ihrer Zeit mit der Nahrungssuche und Nahrungsaufnahme. Weil den Tieren in den Ställen immer genügend Futter zur Verfügung gestellt wird, müssen sie deutlich weniger Zeit für die Nahrungsaufnahme aufwenden.
Die Schweine können in den Schweineställen ihren Beschäftigungstrieb anderweitig ausleben. Aus dem Grund hängen in den Buchten veränderbare Spielmaterialien, das die Schweine bewegen und bekauen können. In einigen Betrieben werden zusätzlich kleine Mengen Stroh oder Luzerne gegeben. Derzeit laufen viele Forschungsprojekte zu diesem Thema, damit noch bessere Spielmaterialien entwickelt werden. Bei einem Mangel an Beschäftigungsmaterial leben die Tiere ihren Spieltrieb unter Umständen auch an ihren Artgenossen aus und können diese dabei verletzten. Allein deswegen ist es wichtig, die Tiere genügend zu beschäftigen, damit deren Wohlbefinden nicht eingeschränkt wird.
Quellen:
AHO (2012): Faktencheck: Ist Deutschland wirklich Spitzenreiter beim Antibiotikaverbrauch? http://www.animal-health-online.de/gross/2012/09/26/faktencheck-ist-deutschland-wirklich-spitzenreiter-beim-antibiotikaverbrauch/22394/. (Zugriff am 30.07.2014)
AHO (2014): LID, Brauchen Nutztiere Antibiotika?. http://www.animal-health-online.de/gross/2014/05/09/brauchen-nutztiere-antibiotika/27718/. (Zugriff am 30.07.2014)
CORDES, B. Dritte Datenmeldung zur Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin. http://tiergesundheit-aktuell.de/schweine/aktuelles-1643.php. (Zugriff am 01.08.2014)
GÖTZ, H.-J. (2014): Tierärzteverband erfreut über weiter gesunkene Antibiotikaabgabemengen. http://www.tieraerzteverband.de/bpt/presseservice/meldungen/2014_08_01_DIMDI-Zahlen.php (Zugriff am 09.09.2014)
HARLIZIUS, J. (2011): Antibiotika in der Nutztierhaltung - Position der Schweineproduktion. http://www.bfr.bund.de/cm/343/antibiotika-in-der-nutztierhaltung-position-der-schweineproduktion.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
Leitfaden Q-S: Antibiotikamonitoring Schwein. URL: http://www.q-s.de/dokumentencenter/dc-antibiotikamonitoring-schwein.html. (Zugriff am 30.07.2014)
SchweinehaltungshygieneVO: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/schhalthygv/gesamt.pdf. (Zugriff am 20.06.2014)
FRANKE, W. (2009): Untersuchungen zu Verbesserung der Tiergerechtheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit von Bau- und Ausrüstungslösungen für Schweine, http://www.landwirtschaft-mv.de/cms2/LFA_prod/LFA/content/de/Fachinformationen/Tierproduktion/Schweineproduktion/FoBericht_Franke/Fo_bericht_Franke.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
MAYER, C., HILLMANN, E., SCHRADER, L. (2006): Verhalten, Haltung, Bewertung von Haltungssystemen, http://literatur.vti.bund.de/digbib_extern/bitv/dk037183.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
Ein klares Jein.
Aufgrund der unterschiedlichen Stämme lässt sich die Herkunft des MRSA relativ sicher nachweisen. Erstaunlicherweise sind die MRSA, die im Krankenhaus gefunden werden, nur zu 0,8-5% (je nach Untersuchung) tierassoziiert, der übrige Großteil stammt aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die MRSA-Stämme aus der Tierhaltung sind zudem nicht für die schweren Krankheitsverläufe verantwortlich. Auch weisen die Tier-MRSA nur selten Antibiotikaresistenzen für Medikamente auf, die auch in der Humanmedizin eingesetzt werden.
Noch wichtiger: Eine Besiedelung ist nicht gleichbedeutend mit dem Ausbruch einer Krankheit.
Dazu ein kleiner Ausflug zu unseren Nachbarn, die Niederlande. Dort ist zwar die Schweinedichte und auch der Antibiotikaverbrauch pro Tier höher als in Deutschland, doch dort gibt es kaum Probleme mit MRSA in Krankenhäusern.
Woran liegt das? In den niederländischen Krankenhäusern wird ein strenges Hygienemanagement auch konsequent eingehalten. Schon in den 80er-Jahren erkannten die Niederländer das Problem der multiresistenten Keime und wurden aktiv. Somit haben die Niederländer das Problem bereits im Keim erstickt.
Gut zu wissen: 2004 wurden außerdem laut AOK-Studie rund 1400 t Antibiotika in der Humanmedizin Im Vergleich dazu waren es in der Nutztiermedizin 2013 ca. 1444 t. Da Antibiotika in Abhängigkeit der Körpermasse verschrieben werden ergibt eine Annäherung der beiden Daten, dass in der Humanmedizin bis zu 2,5 x mehr Antibiotika eingesetzt werden als in der Tiermedizin. Auch ist laut WidO so gut wie jedes zweite Antibiotikum, welches in der Humanmedizin verschrieben wird, ein Reserveantibiotikum.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Allgemeinbevölkerung mit dem MRSA-Stamm aus der Tierhaltung befallen wird, ist gering. Zur Risikogruppe von la-MRSA (Tier-MRSA) befallen zu werden zählen Landwirte und Veterinärmediziner. MRSA, genau wie ESBL, traten zuerst in der Humanmedizin, dann bei Heimtieren und danach erst bei Schweinen, Geflügel und Rindern auf. Im Gegensatz zur Humanmedizin findet in der Tierhaltung nur eine sehr geringe Anwendung von Reserveantibiotika statt.
Die Hauptursache der MRSA-Problematik in der Tierhaltung zu suchen entzieht sich jeder Fachlichkeit. Menschen, die über MRSA diskutieren und sich gleichzeitig von ihrem frisch mit Antibiotika behandelten Hunden durch das Gesicht lecken lassen sollten sich der Tragweite der Thematik MRSA bewusst werden.
Ein gern verwendetes Vorurteil von Tierhaltungsgegnern mit dem wir aufräumen möchten.
Die massive Förderung der Bioenergie bzw. Biosprits folgte eine extreme Ausweitung der Produktion in Südamerika. Biosprit wird unter anderem aus Zuckerrohr und Soja gewonnen. Folglich stieg die Anbaufläche dieser Pflanzen enorm und die ansässigen Rinderhalter und Siedler wurden und werden verdrängt. Um ihre Existenz zu sichern, müssen die Landwirte sich neue Bewirtschaftungsflächen erschließen und roden deswegen den Regenwald. Die Tierhaltung in Europa kann also nicht als Grundursache für das Problem der Regenwaldrodung in Südamerika verantwortlich gemacht werden. Die Tiere fressen übrigens Sojaextraktionsschrot, welches nach dem Auspressen des Öls für die Nahrungsmittel- und Biospritproduktion übrig bleibt. Die Verfütterung ist somit eine gute Verwertung für die Reststoffe aus der Ölproduktion.
Gut zu wissen: Seit einigen Jahren ist es Tierhaltern verboten Tiermehl als wertvollen Eiweißträger einzusetzen. Daraufhin stieg der Einsatz von Soja, damit die Schweine genügend Eiweiß aufnehmen können. Die normalerweise allesfressenden Schweine wurden „zwangs-vegetarisiert“, haben also jeden Tag Veggieday. Ist das artgerecht?
Nur ca. 8% der Futtermittel stammen nicht aus Deutschland, sondern aus anderen EU-Staaten und Drittländern.
Nein, die Verfütterung bzw. die Gabe von Hormonen zur Leistungssteigerung ist seit Jahrzehnten in der EU verboten. In der Schweinemast werden keine Hormone eingesetzt.
In der Sauenhaltung, also da wo die Ferkel geboren werden, können Hormone bei Einzeltieren eingesetzt werden.
Ziel der Ferkelerzeuger ist es, dass die Sauen in Gruppen innerhalb weniger Tage gemeinsam Ferkel gebären. Durch das gleichzeitige Abferkeln ist eine bessere Geburtsüberwachung/-hilfe möglich und Geburtskomplikationen werden besser erkannt und können verhindert werden.
Manchmal passiert es das Sauen z.B. aus dem Rhythmus kommen und nicht mehr in ihre ursprüngliche Sauengruppe passen. Damit die Sau in die nächste Gruppe hinein passt, kann hier mit einer gezielten Hormongabe gearbeitet werden. Auch Jungsauen, die das erste Mal Ferkel bekommen sollen, werden so in bestehende Sauengruppen eingegliedert.
Zusätzlich können Hormonpräparate auch bei komplizierten Geburten zur kontrollierten Geburtseinleitung angewendet werden.
Gut zu wissen: Die meisten Präparate werden in weniger als einem Tag im Körper der Tiere abgebaut oder ausgeschieden. Die Einhaltung der Wartezeit verhindert mögliche Rückstände im Fleisch.
In gewissem Maße hat der Einsatz von Hormonen beim Menschen die gleichen Ziele wie die Verwendung in der Sauenhaltung. So können auch beim Menschen rund um den Geburtsvorgang Hormonpräparate eingesetzt werden.
In einem Punkt unterscheidet sich der Einsatz aber enorm. In der Sauenhaltung werden keine Hormone eingesetzt, die eine Schwangerschaft verhindern. In der Humanmedizin werden dazu Hormonpräparate wie die Anti-Babypille von Millionen von Frauen täglich eingenommen.
Nein, tut es nicht.
Fressen wie ein Schwein - Längst überholt. Das Schwein verwertet sein Futter optimal und der Schweinehalter unterstützt es dabei. Die Futterration wird im Laufe eines Schweinelebens an die Bedürfnisse von Sau, Ferkel und Mastschwein angepasst. Eine Zahl, die von einigen Organisationen gebetsmühlenartig immer wieder vorgebracht wird: 16 kg Getreide braucht es um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren. Ein gutes Mastschwein bringt es mittlerweile zu einer Futterverwertung von 1 zu 2,6. Das heißt, für ein Kilogramm Zuwachs werden 2,6 kg Futter benötigt. Oder anders gerechnet: Für ein Kilogramm Schweinefleisch werden ca. 4,3 kg Futter benötigt. Denn ca. 60% vom Schwein sind essbar. Die restlichen 40% sind u.a. Haut, Knochen, Innereien, Fett, Blut. Auch sie werden weiter verarbeitet.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt der heutigen Fütterung: Durch die optimale Versorgung bleiben die Nährstoffausscheidungen gering.
Woraus besteht das Futter jetzt eigentlich genau?
Die Schweine bekommen eine Mischung aus Getreide, Mais, Sojaextraktionsschrot, Mineralstoffen und Pflanzenölen zu fressen. Entgegen der weitläufigen Meinung werden hier jedoch zum Großteil keine Produkte, die der menschlichen Ernährung dienen könnten, verwendet.
Auf vielen Ackerflächen wächst nur Getreide mit minderer Backqualität. Aus diesem Getreide können Mühlen kein Mehl oder Grieß herstellen. Um die Flächen trotzdem sinnvoll nutzen zu können, werden dort Sorten angebaut, die besonders als Futter geeignet sind und zudem höhere Erträge als Brotgetreide haben.
Entspricht das angebaute Getreide den Qualitätsanforderungen für Brotgetreide wird der Landwirt es auch als solches vermarkten. Für Brotgetreide erlöst ein Landwirt mehr Geld als für Futtergetreide.
Gut zu wissen: In einigen Regionen Europas wird der Anbau von Soja versucht. Doch Soja braucht besondere klimatische Bedingungen, um beste Erträge zu erzielen. In Amerika gibt es diese Bedingungen. Um eine Tonne Sojabohnen zu ernten, brauchen die Brasilianer z.B. 0,35 ha, in Deutschland bräuchte man für die gleiche Menge 0,6 ha.
Nein, die Landwirte nehmen Rücksicht.
Damit es den Landbewohnern nicht zu sehr „stinkt“, haben Forscher zahlreiche Erhebungen und genaueste Berechnungen für eine Minimierung der Geruchsbelastung im Stallumkreis erstellt. Es gibt Richtlinien und Gesetze die Grenzwerte für die Gerüche aus Ställen festlegen. Auf dem Land ist eine gewisse Geruchsbelastung zuzumuten. Die Grenzwerte für Siedlungsgebiete hingegen sind strenger.
Über verschiedene Maßnahmen lässt sich der Schweineduft minimieren. Beispielsweise durch Schornsteine, die aus den Schweineställen ragen. Aus ihnen wird die Abluft mit hoher Geschwindigkeit herausgepustet, so dass sie hoch aufsteigt und sich quasi „verdünnisiert“. Viele neue Schweineställe, werden mittlerweile mit Abluftreinigungsanlagen gebaut. Über diese Anlagen kann u.a. Staub, Ammoniak und Geruch gefiltert werden. Noch ist die Abluftreinigung ein sehr teures Verfahren, mit hohen Investitions- und laufenden Kosten. Etwa 5€ kostet ein Schwein aus einem Stall mit einer Abluftreinigung mehr und drückt so auf die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung.
Es wird daher stetig daran geforscht diese Techniken zu verbessern und außerdem kostengünstiger zu gestalten.
Die gute Landluft - hierunter kann man frisch gemähtes Gras, ein duftendes Rapsfeld oder aber die Tierhaltung und die dazugehörigen Gerüche zählen. Es gehört in gewissem Maße auch dazu.
Nein, die Landwirte nehmen Rücksicht.
Damit es den Landbewohnern nicht zu sehr „stinkt“, haben Forscher zahlreiche Erhebungen und genaueste Berechnungen für eine Minimierung der Geruchsbelastung im Stallumkreis erstellt. Es gibt Richtlinien und Gesetze die Grenzwerte für die Gerüche aus Ställen festlegen. Auf dem Land ist eine gewisse Geruchsbelastung zuzumuten. Die Grenzwerte für Siedlungsgebiete hingegen sind strenger.
Über verschiedene Maßnahmen lässt sich der Schweineduft minimieren. Beispielsweise durch Schornsteine, die aus den Schweineställen ragen. Aus ihnen wird die Abluft mit hoher Geschwindigkeit herausgepustet, so dass sie hoch aufsteigt und sich quasi „verdünnisiert“. Viele neue Schweineställe, werden mittlerweile mit Abluftreinigungsanlagen gebaut. Über diese Anlagen kann u.a. Staub, Ammoniak und Geruch gefiltert werden. Noch ist die Abluftreinigung ein sehr teures Verfahren, mit hohen Investitions- und laufenden Kosten. Etwa 5€ kostet ein Schwein aus einem Stall mit einer Abluftreinigung mehr und drückt so auf die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung.
Es wird daher stetig daran geforscht diese Techniken zu verbessern und außerdem kostengünstiger zu gestalten.
Die gute Landluft - hierunter kann man frisch gemähtes Gras, ein duftendes Rapsfeld oder aber die Tierhaltung und die dazugehörigen Gerüche zählen. Es gehört in gewissem Maße auch dazu.
Quellen:
AHO (2012): Faktencheck: Ist Deutschland wirklich Spitzenreiter beim Antibiotikaverbrauch? http://www.animal-health-online.de/gross/2012/09/26/faktencheck-ist-deutschland-wirklich-spitzenreiter-beim-antibiotikaverbrauch/22394/. (Zugriff am 30.07.2014)
AHO (2014): Antibiotikaverbrauch in der Human- und Veterinärmedizin: Was ist "viel"? und wer braucht "viel"?
ÄRZTEZEITUNG (2011): Das einfache Rezept der Holländer gegen MRSA. http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gp_specials/jahresendausgabe-2011/article/684048/einfache-rezept-hollaender-mrsa.html. (Zugriff am 30.07.2014)
BfR (2014): Fragen und Antworten zu Mehticillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_methicillin_resistenten_staphylococcus_aureus__mrsa_-11172.html#topic_192083. (Zugriff am 20.11.2014)
BVL (2014): Dritte Datenerhebung zur Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin. http://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfothek/01_FuerJournalisten/01_Presse_und_Hintergrundinformationen/05_Tierarzneimittel/2014/2014_08_01_pi_Abgabemengen_korrigiert_29_08_2014.html;jsessionid=1DE882AFB63F4D800D7439BA42483280.1_cid340. (Zugriff am 04.08.2014)
BVL (2014): Korrektur der dritten Datenerhebung zur Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin 2013. http://www.bvl.bund.de/DE/08_PresseInfothek/01_FuerJournalisten/01_Presse_und_Hintergrundinformationen/05_Tierarzneimittel/2014/2014_08_29_pi_Korrekturen_dritte_Datenerhebung.html. (Zugriff am 20.09.2014)
CORDES, B. (2014): Dritte Datenmeldung zur Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin. http://tiergesundheit-aktuell.de/schweine/aktuelles-1643.php. (Zugriff am 01.08.2014)
HEALTHCARE JOURNAL (2013): Landwirte mit Risiko. http://www.medvetstaph.net/pdfs/Healthcare_B_Braun.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
KÖCK, R.; MELLMANN, A.; SCHAUMBURG, F.; FRIEDRICH, A.; KIPP, F.; BECKER, K.(2011): Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus in Deutschland: Epidemiologie. http://www.aerzteblatt.de/archiv/112574/Methicillin-resistenter-Staphylococcus-aureus-in-Deutschland-Epidemiologie. (Zugriff am 30.07.2014)
WIELER, L.: Abbildungen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) - Zeitschiene, ESBL-Zeitschiene (Direktor Institut Mikrobiologie und Tierseuchen an der FU Berlin)
WldO (2010): Reserveantibiotika nur im Ausnahmefall verschreiben. http://www.aok-bv.de/imperia/md/aokbv/gesundheit/versorgungsbereiche/arzneimittel/pm_wido_antibiotika_1509101.pdf. (Zugriff am 12.01.2015)
ZDS (2013): Antibiotikaeinsatz in Human- und Veterinärmedizin fast auf gleichem Niveau. http://www.zds-bonn.de/aktuelles/antibiotikaeinsatz-in-human-und-veterinaermedizin.html. (Zugriff am 20.06.2014)
KECKL, G. (2012): Für unseren Fleischhunger brennt der Regenwald. EU.L.E.N.-Spiegel Nr. 4-6 /2012
KECKL, G. (2012): Aus 16 Kilo Korn wird 1 Kilo Fleisch - und der Welt fehlt das Brot. EU.L.E.N.-Spiegel Nr. 4-6/2012
DVT (2014): Tierernährung häufige Irrtümer. http://www.dvtiernahrung.de/aktuell/faqs-oder-haeufige-fragen-und-vorurteile/haeufige-irrtuemer-zu-tierfutter.html. (Zugriff am 03.09.2014)
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NATHAUS, R. (2014): Hormone gewährleisten eine reibungslose Gruppenhaltung und gute Tierbetreuung. http://wikipig.de/?cat=1. (Zugriff am 30.07.2014)
SCHWEIZER FLEISCH (2009): Die Schlachtausbeute als Spiegelbild von Lifestyle und globalisiertem Markt. Fleisch Information 2/2009. http://www.schweizerfleisch.ch/fileadmin/dokumente/downloads/ernaehrung/fleischinfo/2009/fi_2009_02_de.pdf. (Zugriff am 30.07.2014)
KECKL, G. (2012): Aus 16 Kilo Korn wird 1 Kilo Fleisch - und der Welt fehlt das Brot. EU.L.E.N.-Spiegel Nr. 4-6/2012
SCHMIDT, T. (2012): Potentiale und Bedarf an Agrarrohstoffen für Futtermittelwirtschaft in Deutschland. http://www.forumue.de/uploads/media/5_Schmidt.pdf (Zugriff am 05.05.2014)
KECKL, G (2014): Gespensterdebatten um das Nitrat im Grundwasser. Dokumentation vom 23.2.2014
NLWKN (2014):http://www.nlwkn.niedersachsen.de/wasserwirtschaft/grundwasser/grundwasserbeschaffenheit/messergebnisse_landesweit/nitratgehalte/nitratgehalte-38698.html. (Zugriff am 09.11.2014)